So in diesem palastähnlichen Restaurant, in einem alten Riad. Hier saß man auf großen Polstern und hatte ebenso viele Kissen im Rücken. Wieso sitzen wir Europäer eigentlich immer auf unbequemen harten Stühlen beim Essen?
Als Vorspeise gab es den berühmten Salade Marocaine, eine reichliche Auswahl an kleinen Vorspeisen, wie marinierte Möhren, Gurken-Tomaten-Salat, Oliven und Kartoffelsalat.
Als Hauptspeise wählten wir einmal Couscous mit Gemüse - mit einer unbekannten Kürbisart, Zucchini, Möhren, Aubergine und karamellisierten Zwiebeln und eine Tagine mit geschmortem Lamm und Backpflaumen, wovon meine Begleitung überaus begeistert war.
Ein weiteres tolles Mittagessen hatten wir in einem Bergdorf im Atlasgebierge. Nach einer ausgedehnten Wanderung und Überwindung von etlichen Höhenmetern, hatten wir nach unsere Rückkehr echt Bärenhunger! Ich bestellte eine Tagine Poulet au Citron: Eine Tagine mit einem Hühnchenschenkel und Salzzitronen, gewürzt mit einer herrlich gelben Farbe. Die vielen in Öl getränkten Pommes fand ich etwas unpassend, aber das Hühnchenfleisch hatte einen wahnsinnigen Geschmack. Zu Hause habe ich bereits Zitronen in Salz eingelegt, die müssen nun vier Wochen ziehen. Danach verwendet man nur die Schale. Die Gewürzmischung für pouelt au citron habe ich mir auch gekauft, fehlt jetzt nur noch die Tagine, die ich aber schon im Auge habe. Ich freue mich schon so in einem Monat das Gericht nachzukochen und zu posten. :)
An diesem Mittag lernte ich auch das erste Mal das berühmteste Dessert Marokkos kennen: Orangen mit Zimt bestreut. So simpel und einfach himmlisch, wenn man denn zuckersüße, sonnengereifte Orangen und hochwertigen Zimt verwendet.
Eine weitere tolle Überraschung war Avocadomilch. An einem Nachmittag bestellten wir ein Glas zunächst mit gemischten Gefühlen. Tatsächlich jedoch entpuppte sich die süße Avocadomilch als überaus köstlich und für den restlichen Aufenthalt begleitete sie uns durch den Tag.
Etwas perplex waren wir, als uns an einem Abend der Kellner mit seriöser Miene den Vorspeisenteller hinstellte: voilà, Briouats avec Koks! Avec qoui??? Briouats sind eine mit Käse oder Fleisch knusprig gebackene Vorspeise aus Filoteig - etwa so wie Frühlingsrollen - ich hatte sie kurz vor dem Urlaub schon mal zubereitet. Ich wusste aber bis dahin nicht, dass man sie mit Koks verspeist. Tatsächlich stellte sich das Koks als Puderzucker heraus, in den man die Briouats traditionell wendet. Mir war das aber zu süß... ;-)
Die Hauptspeise war wieder eine Tagine mit zwei Sorten Fleisch und eine Unmenge von Oliven. Danach konnte ich keine Oliven mehr sehen. :-) Das Dessert war aber wieder sehr toll gewesen. Und davon gab es eine reichliche Auswahl: erneut Orangen mit Zimt, kleine Pfannkuchen mit ungesalzenen Ernüssen bestreut und marokkanischen Gebäck. Eine Art Kokosmakronen mit Zimt und Gazellenhörnchen, zu Hörnchen geformte Kekse mit einer Mandelmasse gefüllt.Was das Dritte auf diesem Teller war, weiß ich leider nicht.
An der Küste angelangt, konnten wir endlich auch kulinarisch gesehen in Meeresgenuss kommen. Zunächst gab etwas auf die schnelle Hand, ein Panini avec Crevettes, das unspektakulär aussieht, aber wirklich toll geschmeckt hat. Ich vermute, dass die Crevetten mit gemahlenen Koriander gewürzt waren, das werde ich mir merken!
Etwas raffinierter waren die Brochette au Poisson, eine Art Schaschlik mit Fisch, auch toll gewürzt! Sowie der Salade avec Crevettes et Avocade, mit Avocado, Crevetten, Ei, Tomaten, Bohnen, Thunfisch, Oliven und, und, und... :-)
Das tollste Essen bekamen wir jedoch im Hause einer alten Berber-Familie. Die warmherzige Frau und alleinerziehende Mutter dreier Kinder sprach weder arabisch noch französisch, lud uns Fremde aber in ihr Haus ein. Stellt euch mal vor, in eurem Garten würden fremde Gestalten aus einem fernen Land umher laufen und ihr ladet sie in euer Haus ein und gibt ihnen zu essen und zu trinken. Hier unvorstellbar! Diese Art von Gastfreundlichkeit ist wirklich von einem ganz besonderen Wert! Sie backte uns hausgemachtes Brot im Ofen und in der Pfanne, das einfach toll schmeckte. Vor allem mit dem Brot aus der Pfanne nahm ich Vorliebe. Dazu servierte sie drei Schälchen mit frischer Butter, deren Geschmack mit der Butter aus deutschen Supermärkten in keiner Weise zu vergleichen ist, Olivenöl und eine Mischung aus Arganöl und Erdnusspaste.
Etwas Süßes gabs auch. Einen prall gefüllten Teller mit Walnüssen, Erdnüssen und sogenannten Fekkas. Man stelle sich Cantuccini vor, nur mit Anissamen und Orangenwasser, die angenehm ungesüßt waren. Ein Rezept für Fekkas habe ich schon gefunden und ein Teil der Zutaten ist auch schon eingekauft. Hoffentlich komme ich diese Woche dazu sie zu backen!
An diesem Mittag brachte uns unsere Fahrt weiter zu einer Käserei, die in einem wunderschönen restaurierten Riad untergebracht ist. Der Inhaber erzählte uns, dass zwei Fernsehtermine bevorstehen, die ihm französischen Programm ausgestrahl werden. Wir durften sogar die Käsekammer betreten, wo der hausgemachte Käse aus Kuh- und Ziegenmilch lagert. Wir bekamen auch Käse zu probieren, aber ehrlich gesagt, fand ich ihn zu sauer. Das verriet ich aber niemanden. :-)
Krönender Abschluss der Reise waren wieder Meeresfrüchte und Fisch. An einem Abend schälte ich mit der Hand gefühlte 1000 Crevetten und am letzten aß ich einen gegrillten Fisch.
Nach all diesem tollen Erfahrungen, freut man sich trotzdem nach Hause zu kommen, um sich einfach mal wieder ein ordentliches Schinkenbrot zu schmieren. ;-)